Immer wieder kreuzen meinen Weg Beschreibungen von Menschen, die viel für Andere da sind, viel geben. Sie bezeichnen sich als Medium, spirituelle Heilerin oder Heller. Auch fühlen sie sich dazu berufen durch verschiedene Einweihungen in den unterschiedlichsten Ausbildungen anderen Menschen zu helfen. Manche fühlen sich mit der Zeit ausgelaugt, müde und haben das Gefühl, sie müssen immer geben, für alle da sein.
Ich lese oder erlebe es bei diesen Menschen, dass sie wie eine Schleuse geöffnet und das Gefühl haben, sie müssten das tun, obwohl es ihnen nicht immer gut geht dabei. Unlängst in einem Post auf Facebook, beschrieb jemand eine Frau, die sich schon vollkommen erschöpft fühlte und das "geben müssen" nicht abschalten konnte.
Die Bereitschaft und der Entschluss für Menschen zu arbeiten und sich spirituell zu öffnen, steht oft in Verbindung mit bedingungslosen Geben. Alles kommt aus der göttlichen Quelle und dem Licht, somit gibt es nichts Negatives.
Ich stimme dem grundsätzlich zu, dass es im Ursprung so ist und kein Mensch, Lebewesen als Baby böse oder dunkel auf die Welt kommt.
Meiner Erfahrung und Beobachtung nach ist, dass von der Geburt bis zum Tag X oder dem Alter in dem der Mensch jetzt ist, eine gewisse Zeit und ein Prozess stattgefunden hat in dem sich Einiges getan hat. Das heisst es haben Erlebnisse, Erfahrungen, Prägungen, gute wie schlechte stattgefunden. Der Mensch hat eine Entwicklung erlebt, die ihn zu dem gemacht hat was er jetzt ist und dies ist anders als der Zustand in dem er auf die Welt gekommen ist. Dazu kommen noch seine eigenen bewussten oder unbewussten Entscheidungen. Intentionen, Rückschlüsse, Weltanschauungen die sein Tun prägen.
Wir sind ja nicht nur seelisch energetische Wesen, sondern haben auch einen physischen Körper und eine Psyche in der Emotionen, Prägungen, Erlebnisse gespeichert sind und mit diesem ganzen Sein agieren sie, jeder von uns. Das Gesamtpaket Mensch auf all seinen Ebenen.
Das heisst für mich, dass nicht alle Menschen es immer bewusst oder unbewusst gut meinen, gut drauf sind, gute Absichten haben, immer positiv sind.
Ich bin, vor allem als BehandlerIn, gefordert meine Wahrnehmungen, mein Gefühl, Intuition zu trainieren. Bewusst sein und zu erkennen was ist in der Mensch zu Mensch Dynamik zu spüren.
Manche haben Lecks und brauchen Hilfe, manche sind vielleicht die so genannten "Energievampire", manche sind völlig offen, gutgläubig und positiv. Eine endlose Vielfalt und Kombination aus dem Erlebten, Mitgebrachten, übernommenen Eigenschaften.
Die Defizite aber nur auffüllen zu lassen, z.B. in einer Behandlung wird nicht die ganze Lösung sein. Einige suchen nach dem was Ihnen fehlt. Manche sind verärgert was ihnen auf unterschiedlichsten Ebenen passiert ist. Sie müssen sich nicht unbedingt dessen bewusst sein. Man spürt als Therapeut. Heiler, Energetiker, dass jemand z.B. andockt oder eine andere Ausstrahlung hat als er physisch erscheint.
Was ist, wenn ich es mit diesen Menschen zu tun habe, was tun, wie erkennen, wie kommunizieren?
Ich denke, dass es sinnvoll ist, sich als Behandelnder gut vorzubereiten, zu erden. Im Hier und Jetzt zu sein und sich auf sein eigenes Gefühl zu verlassen. Einen anderen Menschen wahrzunehmen auf allen Ebenen, wertfrei zu spüren was da ist und auch eine dementsprechende Kommunikation dafür zu haben.
Ich meine nicht, eine Haltung einzunehmen und zu erwarten, dass nun jemand negative Absichten oder Böses im Sinn hat. Sondern anzuerkennen, dass wir in einer Polarität leben in der es Licht und Schatten gibt. Dass alles was der Mensch erlebt hat seine Auswirkungen hat, die nicht immer an der Oberfläche sind.
Auch glaube ich, dass es Lebenswelten und Geschichten gibt, wo Menschen aus vielfachen Gründen sich, unbewusst, entscheiden z. B. in Abwehr zu gehen oder aggressiv zu reagieren. Krank zu werden, Opfer zu sein und vieles mehr. Kurz aus ihrer Einheit gefallen sind.
Dann tauchen die verschiedensten Verhaltensweisen auf und die dazugehörigen Symptome und Ausstrahlung, die andere dann spüren können.
Worauf ich hinaus möchte ist diese seltsame Haltung von, "ich darf den Menschen nicht verurteilen, er kommt aus dem Licht, mein Licht wird ihn führen, ich muss geben, damit es ihm besser geht, er meint es nicht böse,..."
Es ist schwierig zu beschreiben, weil ich manchmal erlebe, dass, energetisch, heilerisch tätige Menschen in einer Art Gewissenskonflikt sind. Auch der Bericht auf Facebook über die Frau, die komplett geschwächt war und sich leer fühlte, beschrieb, dass sie schon fast Glaubenssätze in sich trug den Anderen bedingungslos zu helfen und man eigentlich nicht nein sagen darf. Sie hatte kein Werkzeug zu prüfen, ob es auch noch zu Ihrem höchsten Wohle war.
Meiner Meinung nach darf ich, ja ich erachte es sogar als gesundes Feedback, jemanden in passende Worte gefasst rückzumelden, dass da etwas mitschwingt, das für mich nicht passt, eigenartig klingt, nicht authentisch wirkt etc.. Diese beschriebenen Rückmeldungen sollen nur Beispiele sein sich als Behandler zu positionieren und zu vertreten, auf allen Ebenen. Dies bedeutet auch ein klares Statement abzugeben und ein Beispiel zu sein für bewusstes sauberes Arbeiten. Nicht mit dem Bauchladen zu stehen, nach dem Motto: "wer will noch mal, wer hat noch nicht?"
Menschen zu helfen mit dem Potenzial und dem speziellen Zugang den jeder hat bedeutet kein Märtyrertum.
Die Falle der Lichtarbeiter beschreibt Rüdiger Dahlke in seinem Schattenbuch sehr gut. Wenn man sich nur auf das Licht konzentriert und nicht in der Waage der Polarität ist, wird der Schatten allein schon durch das Ignorieren gestärkt und zeigt sich auf anderem Weg. Die so genannten Schattenseiten sind ja auch nicht negativ. Aggression ist eine Kraft. Es ist alles eine Frage des Dosierung, die Dosis macht das Gift. So gesehen versucht die Natur und das Universum in allem im Gleichgewicht zu bleiben. Wenn man die Bewertung weg lässt, ist alles eine Frage der Balance und der Kommunikation im zwischenmenschlichen Bereich, auf allen Ebenen.
Um auf die ursprüngliche Fragestellung wieder zurück zu kommen, sehe ich es als das fast wichtigste Anliegen jedem Menschen in seine Balance, seine Mitte zu helfen. Das was aufscheint nicht zu werten, aber doch zu kommunizieren und gegebenenfalls zurückzuweisen. "Return to Sender"
Es ist ja auch nicht gesagt, dass jeder Mensch mit jedem kann, beziehungsweise können muss.
Der Sinn der Sache kann nicht sein, als spirituell arbeitender Mensch, alles und jedem bedingungslos zu geben. Durch ein authentisches Feedback über sich etwas zu erfahren und etwaige blinde Flecken erkennen können, halte ich für sehr wertvoll.
In diesem Sinne lernt man etwas über sich, erfährt auch eine Rückmeldung, kann sich reflektieren und wieder ein Mosaiksteinchen mehr in seine eigene Klarheit kommen. Zu seinem eigenem Wohl, dem des Klienten und dem großen Ganzen.
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